Christian Falland (1932 - 2023)

Am 12. April 2023 verließ uns nach kurzer Krankheit unser Freund Christian. Christian in kurzer Form zu charakterisieren und  zu würdigen, ist nicht möglich - es kann hier nur ein zu kurzer Abriss sein. Er war Ingenieur, Physiker, Erfinder, Höhlenforscher und Montanhistoriker, Hanseat und Wahl-Harzer, Geschichtenerzähler und Wissensvermittler, Meister der Schlagfertigkeit und des trockenen Humors, spartanisch lebender Junggeselle und Pfadfinder aus tiefster Seele. (Aufzählung sehr subjektiv und  sehr unvollständig!) Wenn ich unsere mehr als 30jährige Freundschaft Revue passieren lassen, wird mir bewusst, wie wichtig er mir vor allem auch als Mentor war. Nicht für ein bestimmtes Fachgebiet, sondern als fachübergreifender Forscher, fast Universalgelehrter, der sich bis zuletzt mit fast kindlicher Neugier den großen Rätsel des Universums genauso widmete wie der Erforschung eines Stollens im Harz. Und dass er - und so komme ich auf seine mittelbaren Verdienste für die Archäologie - als solcher einen erheblichen Einfluss auf meinen eigenen wissenschaftlichen Werdegang hatte, davon bin ich heute zutiefst überzeugt.

 

Mit großer Anteilnahme hat Christian die Gründung der Firma ArchON und ihre Entwicklung verfolgt. Bis kurz vor seinem Tod ließ er sich in regelmäßigen Telefon- und Videokonferenzen über den aktuellen Fortgang unserer Grabung in Altona und über den Stand der Renovierung und Einrichtung unseres neuen Hauptquartiers in Lüchow berichten und unterstützte dieses Projekt auch materiell, vermachte uns etwa Möbel, Werkzeug und Ausrüstung, Bücher und Karten. Entscheidender aber als Verdienst, dass ich ohne seine Prägung vermutlich nie die entscheidenden Charakterzüge ausgebildet hätte, um auf dem Grat zwischen Wissenschaft und Unternehmertum, zwischen Feldarbeit und Bürokratie einigermaßen selbstbewusst agieren zu können.

Ich vermisse Christian schmerzlich. Und all die Fachsimpeleien, die wir nun nicht mehr führen werden. Die Ausflüge in unwegbares Gelände mit heißem Tee und kalter Pizza im Gepäck. Oder unsere zahlreichen Treffen im Siebhaus, Essen und Über-Alles-Reden bei Kerzenlicht und bollerndem Ofen an kalten Harzer Winterabenden. Unsere jahrzehntelange Freundschaft betrachte ich als Privileg und ich bin dankbar für unzählige kostbare Erinnerungen an unsere gemeinsamen Zeiten und  Abenteuer.

 

Christian wollte keine Grabstätte. "Wenn ihr an mich denken wollt, geht irgendwo nach draußen, wo es schön ist", ließ er uns wissen. Auf seinen Wunsch haben wir seine Urne im August in der Nähe der Insel Neuwerk den Weiten der Nordsee übergeben. Neue und alte Freunde und Wegbegleiter nahmen an seiner letzten Fahrt teil. Und schön war es dort.

 

Jan Bock